Als Führungskraft, die händeringend Fachkräfte sucht, kennen Sie das: Eine charakterfeste Persönlichkeit lässt sich nicht duplizieren.
Ganz anders verhält es sich in der digitalen Welt. Sie hören ein umwerfendes Lied. Sie kopieren und genießen es, wann und wo Sie wollen. Sie entdecken ein ausdrucksstarkes Bild. Sie wählen einfach Copy & Paste auf Ihrer Tastatur! Sie lesen einen inspirierenden Satz auf ‚www.sueddeutsche.de‘ und machen einen Screenshot.
Wir genießen digitale Leistungen, die unser Budget belasten mit – Nullkommanichts -
Albert Wenger, einer der erfolgreichsten Risikoinvestoren der USA, nennt dieses Phänomen das Null-Grenzkosten-Prinzip. In einem Interview in der „Brandeins“ wird er so zitiert: “Eine Software zu entwickeln kostet Geld, oft viel Geld. Aber wenn sie erst einmal läuft, kann der Entwickler sie zu extrem geringen Kosten beliebig oft vertreiben. Software wird heute zu Null-Grenzkosten ausgeliefert.“
Konkret profitieren wir davon in unserem Alltag, indem wir z.B. eine Bildbearbeitungssoftware kostenfrei downloaden und unmittelbar nutzen können.
„Wenn das doch auch bei meinen Mitarbeitern möglich wäre!“ höre ich viele Geschäftsführer ächzen.
Josef Lutz, Geschäftsführer eines Kältetechnikunternehmens, erzählt von Manfred. Er hat Manni, wie er ihn liebevoll nennt, vor 15 Jahren ausgebildet und ihm sukzessive verantwortungsvollere Projekte übertragen. Durch großzügige, außerplanmäßige ‚Aufmerksamkeiten‘, wie letztens ein All-Inclusive-Reiseticket für ihn und seine Frau, zeigt er ihm, dass er ihn und seine Arbeit zu schätzen weiß. Lutz ist wirklich froh, dass er ihn „an Bord“ hat! Dennoch beschäftigen ihn aktuell zwei Umstände. Erstens würde er Manfred gerne ‚klonen‘, weil seine Firma sich vor Aufträgen kaum retten kann und zweitens hat er mitbekommen, mit welchen Gehaltsofferten seine Mitbewerber um Manni buhlen. Was würde er geben für weitere ‚Mannis‘!
„Dem halte ich im Kampf um qualifizierte Fachkräfte natürlich die Treue!“
Wie können sich nun Geschäftsführer und deren Unternehmen von den Mitbewerbern positiv abheben? Das verstand ich sofort, als ich Manni kurz darauf selbst kennenlernte. In einem Satz vertraute er mir das Wesentliche an: „Der Sepp (er duzt seinen Chef) hat mich in 15 Jahren nicht einmal verar… . Dem halte ich die Treue, egal was kommt!“
Chefs, die auch in harten Zeiten ihr Wort halten – von denen wird im Freundeskreis erzählt
Das hat mich beeindruckt! Weil mir klar wurde, in diesem einen Statement steckt so viel von dem drin, was im Geschäftsleben vor lauter Management zu kurz kommt. Eine verlässliche Haltung, gegenseitiger Respekt und Vertrauen – auch in schwierigen Zeiten.
"Soft Skills" mit knallharten positiven Effekten
So eine kontinuierliche Haltung ist extrem wertvoll. Sepp kann Manni zwar nicht ‚klonen,‘ aber glücklicherweise weiterhin auf ihn zählen. Ich bin mir sicher, solche Chefs sprechen sich bei potentiellem Nachwuchs und qualifizierten Fachkräften allein durch private Empfehlungen im Freundeskreis herum.
Mit Grüßen aus dem Ring
Peter Flühr
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