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07. April 2022 – Persönlichkeit »Der Blog aus dem Ring« Die interne Klimakatastrophe

 

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„Was kann ich tun, damit man in meinem Gesicht nicht lesen kann wie in einem offenen Buch? Meine Körpersprache bereitet mir immer wieder unangenehme Situationen, da mein Gegenüber sofort sieht, was ich von dessen Vorschlägen halte, dass ich mich langweile oder schlicht genervt bin. Ich kann ganz schlecht verbergen, was ich denke! Wie kann ich meine peinliche ‚Gesichtskirmes‘ abstellen?“ 

Viele Menschen kontrollieren die Muskulatur so lange, bis sie verkrampft kollabiert.

Die Beschäftigung mit diesen Fragen ist oft der Anfang vom Ende einer lebendigen internen und externen Kommunikation. Was als selektiver Zähmungsversuch unserer ureigenen Impulse beginnt, fährt letztlich die vitalen Ausdrucksmöglichkeiten auf fast null herunter. Wir sitzen uns dann im körpersprachlichen Standby-Modus gegenüber, unsere Gesichter sind dabei sparsam möbliert und wir wundern uns über die Verflachung der Beziehungen. Kommunikation lebt von dem, was uns als Menschen geschenkt wurde.
1. Mimik, die Bewegungen im Gesicht
2. Gestik, die Bewegungen der Arme
3. und Haltung, das, was der Rest des Körpers ausdrückt

Wenn das Verhaltensspektrum immer flacher wird

Wer hier zu stark kontrollierend eingreift, verliert unmittelbar an Erlebnistiefe. Nicht in jeder Situation ist es sinnvoll, den inneren Impulsen freien Lauf zu lassen. Es gehört zum Erwachsenwerden, die inneren Kraftflüsse zu lenken, zu dosieren und manchmal auch komplett zu drosseln. Was jedoch der eigenen Vitalität wirklich schadet, das ist die vollständige Trockenlegung der muskulären Ströme. Ich bezeichne diese weitverbreitete Verhaltenseinschränkung als interne Klimakatastrophe, weil es eine dramatische Wendung für den Organismus darstellt. Ungünstig wirkt sich dieser Zustand nicht nur auf die einzelnen Menschen aus, sondern auch auf Teams und ganze Organisationen. Warum? Weil die aufrichtige und leidenschaftliche Kommunikation zwischen den Menschen komplett erlahmt. Deshalb bewirken auch klassische Gesprächstrainings ohne jegliche Einbeziehung des Körpers wenig bis gar nichts.

Wie kann Kommunikation wieder lebendiger werden?

Diese Frage klingt für die meisten Seminarteilnehmer erst einmal nicht besonders attraktiv, da sie ja gerade mehr Kontrolle über den Gesprächsverlauf gewinnen möchten und keine Lust haben, mit noch mehr Unsicherheiten umzugehen. Deshalb sollten meines Erachtens auch Körpersprache- und ganz allgemein Kommunikationstrainings zunächst die körperliche und mentale Stabilität fördern. Denn, je sicherer ein Mensch sich fühlt und bewegt, desto freier kann er auch sprechen. 

Das ABBA-Körpersprache-Konzept strukturiert und vitalisiert

Wer das nun praktisch ausprobieren möchte, dem empfehle ich ABBA. ABBA ist ein Trainingskonzept, bei dem die Atmung, der Bodenkontakt, die Balance und Ausrichtung gezielt entwickelt werden (ABBA-Video). Diese Übungen erlauben es uns, die inneren muskulären Impulse wieder zu beleben. Somit werden die Mimik, Gestik und Körperhaltungen wieder organischer und genau das fördert das Vertrauen in menschlichen Beziehungen. Manchmal ist diese Offenheit für die Gesprächspartner*innen natürlich auch anstrengend. Doch da müssen dann beide Seiten durch.

Die gute Nachricht für alle Beteiligten:

Je artgerechter wir uns bewegen, desto klarer werden Kommunikationssituationen. Sie werden nicht immer gemütlicher, doch in jedem Fall transparenter. Und Transparenz hat der Kommunikation noch selten geschadet. Von hier aus können wir uns dann fragen: "Was wollen wir denn anfangen?"       

Mit Grüßen aus dem Ring des Alltags

Peter Flühr

 

 

Bildnachweis Titelbild: © Photo by Velizar Ivanov on Unsplash

Kommentare

  • jürgen 08. April. 2022, 8:17

    Lieber Peter!! 'Gesichtskirmes' - was eine Wortschöpfung!! Du solltest jetzt mein Grinsen dazu sehen ... Jetzt wo die Maske endlich fällt, freue ich mich aufs Karusselfahren mit meinen Gegenübern. Ein Lächeln hier, ein Grummeln dort, keine eingefrorenen und einstudierten Gestikexperimente wie bei unseren Politikern, sondern eine Umarmung oder zumindest ein Händeschütteln (mit gewaschenen Händen natürlich) - das ist 'artgerecht', das ist gesund. Eine virtuelle Umarmung an dich und deinen Blog. Vielen Dank und weiter so ...

  • Elisabeth Flögel 19. April. 2022, 11:47

    Hallo Peter, ganz tolle Anregungen und Feststellungen. Ein totes Gesicht, schrecklich. Mir fallen in diesem Zusammenhang noch die Menschen mit Sonnenbrille ein, denn ohne die Augen meines Gegenüber ist der Mensch für mich unvollständig.
    Liebe Grüße Elisabeth

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Peter Flühr

Hallo,

ich bin Peter Flühr, seit mehr als 20 Jahren Coach und Trainer.

Viele Fach- und Führungskräfte erleben ihren beruflichen Alltag vor allem als Kampf.

In meinen Seminaren und Trainings zeige ich, wie man jeden Tag aufs Neue in diesem Ring besteht – mit einer Kombination aus mentalen Methoden und gezielter Bewegung.

In meinem Blog greife ich Themen auf, die viele aus ihrem Alltag kennen und gebe einfache Tipps, wie sie sich verbessern oder lösen lassen.

Viel Spaß beim Lesen!

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