09. April 2019 – Persönlichkeit »Der Blog aus dem Ring«Die Bewegungsbiografie weiterschreiben
In diesem Blog kommt der Körper phasenweise als Ich-Erzähler zum Zug und vertraut uns an, wie wir ihn zurückerobern können.
Die erste Annäherung
Würden wir doch beim Wiederbeleben unserer Beziehung zum eigenen Körper nur halb so einfallsreich sein, wie bei unserer ersten großen Liebe, so hätten unsere Bewegungsbiografien eine echte Chance auch im Erwachsenenalter weitergeschrieben zu werden.
Klar. Die spannendsten Geschichten schreibt das Leben selbst. Das mag für die privaten und beruflichen Erlebnisse lebenslang zutreffen. Doch ganz anders sieht es bei den Bewegungsbiografien aus. Sie enden in vielen Fällen zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr. Nach der Ausbildung, dem Studium und der Familiengründung bleibt einfach keine Zeit mehr für artgerechte und erfüllende Bewegungen. Konsequenz: Ab hier bleiben dann die Seiten in unserer Bewegungsbiografie leer.
Hauruck-Strategien aus der 'kalten Hose'
Bestenfalls werden noch alle paar Jahre im Hauruck-Verfahren einige frustrierende Wiederbelebungsversuche in Fitness-Studios oder beim Joggen in Wäldern unternommen, die nach spätestens ca. 4 Wochen wieder zum Erliegen kommen. Wer solche brachialen Anläufe aus der vielzitierten ‚kalten Hose‘ bei sich selbst oder anderen miterleben darf, wundert sich natürlich nicht über die ernüchternden Resultate.
Überraschungsangriff
Versetzen wir uns in die Lage des über Jahre stillgelegten eigenen Körpers: "Jahrelang spricht niemand mit mir und plötzlich wird zum Frontalangriff übergegangen. Fitnessuhr, Sportschuhe und Funktionskleidung werden für mich gekauft und kritisch meine Körperform vor dem Spiegel oder auf der Waage beäugt oder gar kommentiert." Da möchte man nicht in seiner eigenen Haut stecken. Auf diese Art von Druck können wir gut verzichten und stellen sofort jede Bereitschaft zur Kooperation ein.
Schnappatmung und Knieschmerzen sind unsere effektivsten Waffen
Die Blockademöglichkeiten des Organismus sind schier unbegrenzt. Seitenstechen, Schwindel, Schweißbäche, Atemnot, Schulter-, Rücken- und Knieschmerzen … Die Liste lässt sich beliebig erweitern.
Wer seine Bewegungsgeschichte nach Jahren ‚der leeren Seiten‘ wirklich weiterschreiben will, sollte erst einmal den eigenen Körper neu kennenlernen. Am besten so, wie wir mit einem Menschen umgehen, in den wir verliebt sind. Aufmerksam, achtsam, zuvorkommend und einfallsreich. Machen Sie also ein ‚Date‘ mit Ihrem Körper aus. Tragen Sie sich dieses Treffen in den Kalender ein. Ziehen Sie sich entsprechend an. Zeigen Sie sich von Ihrer besten Seite und hören ihm beim Spazierengehen, Räkeln und Dehnen zu. Begeistern Sie sich für dessen Stärken und Schwächen. Erst dann haben Sie die Chance, dass Ihnen Ihr Organismus auch zuhört und sie gemeinsam wieder Lust haben neue Abenteuer zu bestreiten.
Solange Sie Ihren Körper nicht nur anschreien (was durchaus zielführend und lustvoll sein kann), sondern auch mal zuflüstern und ihm lauschen, besteht Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft;-)
Mit Grüßen aus dem Ring des Alltags
Peter Flühr
P.S.: Im CoachingMarathon, der zweimal im Jahr stattfindet, bekommen die Teilnehmer Impulse, um die persönlichen Bewegungsgeschichten weiterzuschreiben.
Hallo Peter, dieser "Weckruf" kommt genau zur rechten Zeit. Im Frühling, wenn die Sonne warm auf den Bauch scheint, sind wir oft leichter Aktionen "aus der kalten Hose" zugeneigt. Danke - ich werde meinem Körper wieder intensiver "lauschen"... ; )
jürgen17. April. 2019, 16:07
Lieber Peter,
gut beobachtet (wie immer) aber noch beschreibst du nur die Symptome der Menschen 'unserer' Generation. Heute ist es doch leider oft schon so weit, daß die knapp Zehnjährigen durch zahlreiche Zeiträuber und Ausredengenaratoren keinerlei 'Körperkontakt' mehr haben. Schulsport wird immer kleiner geschrieben, die Schule selbst ist so streßig, daß die verbliebene Zeit in 'chillaxen' investiert wird. Die 'Alten' sind so auf ihre Aussenwirkung konzentriert, dass sie weder ihr eigenes Innen spüren noch die Defizite ihrer 'Kleinen' wahrnehmen.
Ich selbst habe in den letzten vierzig Jahren nie aufgehört Sport zu geniessen, Bewegung als Sehnsucht nach Berührung mit uns selbst.
So wie du schreibst - sich Zeit nehmen für sich selbst, sich zuhören und spüren und wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt - Geduld haben mit sich und nicht sofort irgendeine Fitness-App runterladen. Die kennt uns nämlich nicht .... (wir schon!!)
Lieber einfach mal raus in den Wald, den Park, an den See - mit den Kindern oder Freunden!
Frohe Ostern!!
Peter Fluehr21. April. 2019, 18:20
Servus Fredo,
gerade wir 'Sportler' schwelgen ja gerne in Erinnerungen an unsere sportlichen Höchstleistungen aus den guten alten Zeiten und stellen dann fest, oh ganz so elastisch und spritzig sind wir dann doch nicht mehr.
Ich hoffe jedenfalls, dass wir beide bald mal wieder gemeinsam aktiv werden können. Sei es bei Kunden oder privat bei Dir im Ällgau.
Peter
Peter Flühr21. April. 2019, 18:25
Servus Jürgen,
wie Du vielleicht gemerkt hast, ist der Bewegungsbiografie-Blog nach unserer letzten Runde im Nymphenburger Park entstanden. Danke für Deine bodenständigen, brachialen und auch feinsinnigen (Denk-)Impulse.
Peter
Hallo,
ich bin Peter Flühr, seit mehr als 20 Jahren Coach und Trainer.
Viele Fach- und Führungskräfte erleben ihren beruflichen Alltag vor allem als Kampf.
In meinen Seminaren und Trainings zeige ich, wie man jeden Tag aufs Neue in diesem Ring
besteht – mit einer Kombination aus mentalen Methoden und gezielter Bewegung.
In meinem Blog greife ich Themen auf, die viele aus ihrem Alltag kennen und gebe einfache
Tipps, wie sie sich verbessern oder lösen lassen.