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09. November 2018 – Persönlichkeit »Der Blog aus dem Ring« Der spezielle Blick

 

Wertschätzung. Ich habe dieses Wort für unbestimmte Zeit aus meinem Vokabular gestrichen und höre inzwischen ganz genau hin, wer es zum wem sagt. Denn es taucht in den letzten Monaten einfach zu oft auf.  

Wie konnte es dazu kommen? Ein Grund ist sicherlich der Tatsache geschuldet ist, dass viele Menschen, die früher monatelang am Arbeitsplatz in Ruhe gelassen wurden, sich jetzt auf einmal ständig abstimmen und eng zusammenarbeiten müssen. Das erfordert natürlich Umgangsregeln. Die meiststrapazierte ist wohl die der gegenseitigen Wertschätzung. Doch die kann man nicht verordnen, sondern sich nur im persönlichen Kontakt gegenseitig schenken.

Ich persönlich glaube, dass der Schlüssel für gegenseitigen Respekt in der Art und Weise zu finden ist, wie wir uns selbst und andere Menschen anschauen und wie viel Zeit wir uns dafür nehmen. 

Ein flink aufgehängtes Plakat reicht nicht

Woran ich also definitiv zweifle ist, dass es reicht als Projektleiter die Frage „Was ist uns im gemeinsamen Umgang in Zukunft wichtig?“ in die Runde zu werfen, um dann die klassischen Antworten "Wir sollten immer auf Augenhöhe kommunizieren und die Andersartigkeiten der Teammitglieder respektieren" auf Papier festzuhalten, an die Wand zu kleben und es dann dabei zu belassen. 

Vorsicht, wenn auf den Tassen 'Wertschätzung' steht!

Mich erinnert dieses zur Mode gewordene Wertschätzungs-Vereinbarungs-Ritual, ohne entsprechende Blickfähigkeit, an den traurigen Umstand, dass auf den Unternehmenstassen meist das steht, was die Firmen am dringlichsten bräuchten, z.B. Mut oder Innovation. Leuchtet einem der Begriff ‚Wertschätzung‘ von den Bechern entgegen, liegt der Verdacht nahe, dass dies eine wesentliche Baustelle des Teams ist. Doch zum Glück gibt es erfreuliche Alternativen, die wirklich Wirkung erzielen. 

Respect ‚give it and get it‘ ist im Boxsport die Basis

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Ein Boxkampf ist nur für sehr wenige eine gute Idee, doch das Boxtraining eine der besten. Hier können Kopfarbeiter extrem viel über sich selbst und voneinander lernen: Die eigenen Affekte kontrollieren, mit Niederlagen würdevoll umgehen, die eigenen Grenzen respektieren, echte Dankbarkeit erfahren und vor allem ihren Blick für die Mitmenschen schulen. Die folgende Übung habe ich das erste Mal beim Boxen gesehen und für das berufliche Leben etwas abgewandelt.

Rechts im Bild Kakande Muzamiru (Afrikanischer Meister 2017, Bayerischer Meister 2018) mit Boxwerk-Gründer

(© Nick Trachte)

Schritt 1:

Machen Sie im geschützten Rahmen, am besten bei sich zuhause, einen Selbsttest der intensiven Art. Stellen Sie sich in zuversichtlicher Verfassung vor einen Spiegel, schauen sich schweigend drei Minuten selbst in die Augen und schätzen nun das Maß an Wert (auf einer Skala von 1 – 10), das Sie sich selbst entgegenbringen. Die 1 entspricht dabei der Aussage: „Ich bin ein armseliges Geschöpf!“ Die 10 entspricht dabei der Aussage: „Ich bin ein einzigartiges Geschöpf!“ Bitte lassen Sie sich nach dieser Übung Zeit und schreiben Ihre Gedanken und Empfindungen einfach auf ein Blatt Papier. Sollten Sie Ihren Selbstwert unter 8 eingeschätzt haben, wiederholen Sie die Übung so oft bis Sie über 8 liegen. Denn ohne entsprechenden Selbstwert können Sie sich Schritt 2 sparen. (Dazu gerne mehr im persönlichen Kontakt.)

Schritt 2:

Nun zum Experiment im nächsten Teammeeting. Schauen Sie, schon bevor es offiziell losgeht, Ihrem Team zugewandt und in Ruhe in die Augen. Es sollte nicht wie im Ring, mit stechendem Blick und mit Boxhandschuhen sein  – sondern wach und entspannt. Erwidern nun Ihre Mitarbeiter diese Aufmerksamkeit mit Freude, stehen die Chancen gut, dass das mit dem speziellen Blick gut geklappt habt.  

Übrigens Nick und Kakande sind schon gemeinsam durch so Einiges gegangen und vertrauen sich wirklich sehr - auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein macht. Auf geht's, fangen Sie an, sich den gegenseitigen Respekt mit offenen Augen zu schenken!

Mit Grüßen aus dem Ring des Alltags 

Peter Flühr

 

Bildnachweis Titelbild: © istock - mircogen

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Peter Flühr

Hallo,

ich bin Peter Flühr, seit mehr als 20 Jahren Coach und Trainer.

Viele Fach- und Führungskräfte erleben ihren beruflichen Alltag vor allem als Kampf.

In meinen Seminaren und Trainings zeige ich, wie man jeden Tag aufs Neue in diesem Ring besteht – mit einer Kombination aus mentalen Methoden und gezielter Bewegung.

In meinem Blog greife ich Themen auf, die viele aus ihrem Alltag kennen und gebe einfache Tipps, wie sie sich verbessern oder lösen lassen.

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